Silhouette
Eine Insel der Legenden, Mythen und tropischen Schönheit
Silhouette ist mit 20 km² die drittgrößte Seychellen-Insel und befindet sich 20 km vor der Westküste von Mahé, nahe North Island. Obwohl recht nah an der Hauptinsel gelegen, ist Silhouette die unerschlossenste und abgelegenste der bewohnten Inseln der Seychellen.
Die ursprünglichen Nebelwälder auf dem hohen Gipfel des Mont Dauban (740 m) sind oft in Wolken gehüllt, so dass man bei seiner Besteigung manchmal nicht bis nach Mahé hinüberschauen kann. Auf den Höhen des Eilandes wachsen die endemisch vorkommenden, fleischfressenden Kannenpflanzen, denen der zweithöchste Berg, der Mont Pot à Eau (620 m), seinen Namen verdankt. Unzählige Flughunde hängen tags- und kopfüber in den Baumwipfeln, um dann am Abend aktiv zu werden und sich über die reifen Brotfrüchte sowie Mangos herzumachen. Obwohl den Granitinseln zugehörig, besteht Silhouette eigentlich aus vulkanischem Syenit, das bei einer gewaltigen Eruption vor etwa 63 Millionen Jahren entstanden sein soll, und damit ist sie um einiges jünger als Mahé mit ca. 650 Millionen Jahren.
Die Überfahrt von Mahé/Bel Ombre aus dauert etwa 30 Minuten, alternativ ist auch ein 15-minütiger Helikopterflug möglich. La Passe auf Silhouette ist der einzige Inselhafen, in dessen unmittelbarer Umgebung ein Teil der etwa 150 Einwohner leben, die andere Siedlung ist Grand Barbe. Der Name Silhouette ist auf den Finanzminister Étienne de Silhouette zurückzuführen, nach dem die Franzosen die Landmasse 1771 benannten. Franzosen waren fortan mit der Historie der Insel eng verwoben, vor allem die Familie Dauban, die nach und nach die ganze Insel erwarb, den Urwald roden ließ, um Plantagen mit Zimt, Vanille, Kaffee und insbesondere Kokosnüssen zu bewirtschaften. Bis an die tausend Menschen fanden hier zwischenzeitlich Arbeit. Inmitten der Plantage befindet sich das Mausoleum der Dauban-Familie, das in Art und Gestaltung vom großen Reichtum und Ansehen der Daubans zeugt. Das alte Pflanzerhaus in La Passe wurde renoviert, die stilvolle Kolonialvilla dient heute als eines der sieben Restaurants des auf der Insel befindlichen Villenhotels und bietet den Gästen kreolische Küche.
Bereits 1983 wurde die Insel von staatlicher Hand übernommen und ist nun der Seychelles Island Development Company zugehörig. Die Araber nutzten Silhouette sehr wahrscheinlich schon vorher als Basis für ihre Segelschiffe, davon zeugen Reste von Gräbern, vermutlich aus dem 9. Jahrhundert, an der Bucht Anse Lascars.
Silhouettes Inneres ist ein Nationalpark mit der im gesamten Indischen Ozean reichsten Biodiversität, so die Ökologen. Hunderte endemischer Vögel, Reptilien und Pflanzen haben hier ihre Heimat. In einer eigenen Aufzuchtstation werden zwei Schildkrötenarten, die als ausgestorben galten und die erst 1995 wiederentdeckt wurden, erforscht und ausgewildert. Als lebendiges Museum der Naturgeschichte mit vielen heimischen und bedrohten Pflanzen und Tieren soll die Insel erhalten bleiben. Und da 93% der Gesamtfläche seit 2010 unter Naturschutz stehen, wird sich an dem natürlichen Lebensgefühl hier so schnell nichts ändern. Es gibt weder Straßen noch Autos, nur einige Fußpfade und im Hilton Seychelles Labriz Resort & Spa ein paar Elektrowagen. Das 2006 erbaute Hotel bietet seinen Gästen insgesamt 100 Zimmer. Die natürliche Schönheit Silhouettes ist eine ideale Kulisse für Piratenabenteuer, und tatsächlich verstummen auch hier nicht die Geschichten von einem sagenumwobenen Piratenschatz, den bis heute niemand gehoben hat.
Auf Silhouette bieten sich gleich mehrere attraktive Wanderungen an, auf denen die Natur eingehend erkundet werden kann. Die alten Insel-Fußwege, auf denen man keinem motorisierten Verkehrsmittel begegnet, sind ideale Spazierstrecken. Der Startpunkt ist jeweils La Passe. Die Wanderung nach Grand Barbe ist mit vier Stunden (einfache Strecke!) relativ lang - und sehr lohnend! Die Wege liegen überwiegend im Schatten des dichten Waldes, so dass es auch tagsüber nicht zu heiß wird. Dennoch gilt auch hier die Empfehlung, frühzeitig am Tag aufzubrechen sowie im Idealfall in Begleitung eines Guides zu wandern. Hier und da trifft man nämlich auf Abzweigungen, die auf dem Rückweg nicht mehr so leicht zu erkennen sind. Quer über die Insel folgt man dem Hauptweg zur zweiten bedeutenden, an der Südwestküste gelegenen Siedlung, welche früher der Kopra-Produktionsort war. Unterwegs gibt es im Wald Sandelholzbäume, Orchideen und die endemische Kannenpflanze zu entdecken, während der Weg zwischenzeitlich auf bis zu 500 m Höhe ansteigt.
Die traumhaft schöne Anse Mondon ist ein weiteres attraktives Ziel, das sich von La Passe aus in etwa zwei Stunden erwandern lässt. Die Badebucht befindet sich auf der Nordseite Silhouettes. Der Weg dorthin führt über große, glatte Felspartien, die hier und da ein wenig Klettersicherheit erfordern. Nach der Ankunft in der Anse Mondon erwarten viele bunte Fische alle Schnorchelfans. Imposante Papageienfische lassen sich hier neben anderen Meeresbewohnern zwischen den Granitfelsen erspähen. Das klare Wasser erlaubt eine grandiose Sicht auch unter der Meeresoberfläche.
Unbedingt in Begleitung eines Führers kann man den Mont Dauban besteigen, der mit seinen 740 m die zweithöchste Erhebung der Insel ist. Die Wanderung führt durch mystischen Nebelwald und endet mit einer atemberaubenden Aussicht vom Gipfel aus - vorausgesetzt, er ist nicht von einer dicken Wolke verhangen.