Ste. Anne Marine Nationalpark
Von Victoria aus in Kürze per Boot oder Helikopter zu erreichen, nur etwa 5 km vor der Küste Mahés gelegen, befindet sich das älteste Meeresschutzgebiet der Seychellen, welches seinen Namen der ihm zugehörigen Insel Ste. Anne verdankt. Neben dieser tummeln sich innerhalb der sie umgebenden Lagune noch Moyenne, Round Island, Long Island, Cerf und die Île Caché im seichten Meer. Außerdem umfasst die Fläche des Parks auf insgesamt 14,43 km² mehrere Riffe und natürlich reichlich Wasserzonen.
Die Gesamtfläche dieser sechs zu den sogenannten Inner Islands zählenden Inseln - welche durchweg vulkanischen Ursprungs und somit aus Granit sind - beträgt 3,80 km². Etwa 40.000 Urlauber - jeder dritte Gast auf den Seychellen - besuchen den Park jährlich. Durch ihr Eintrittsgeld und die Beschäftigung von Reiseleitern, Bootsführern, Bedienungen usw. leisten sie nicht nur einen Beitrag zum Bruttosozialprodukt der Seychellen, sondern finanzieren auch den Schutz dieser Meeresregion.
1973 wurde der Marine National Park im Verwaltungsbezirk Mont Fleuri gegründet, und ursprünglich waren die Schutzziele noch andere als heute: Damals wurde zum Bau von Häusern Korallengestein aus den Riffen gebrochen, Meereschildkröten wurden als Delikatesse verspeist, Fischer nutzten den Fischreichtum in den seichten Gewässern, Überfischung drohte. Zunehmend wurde die Artenvielfalt des Meeres von den Auswirkungen des Tourismus - der wichtigsten, mit hohen Deviseneinnahmen verbundenen Industrie des Landes - bedroht. Also sollten Ökosystem und Wirtschaft in Einklang gebracht werden, ohne die Grundlagen beider zu gefähren.
Die 1994 gegründete Marine Park Authority überwacht die Schutzgesetze und hat die Seeflächen mittels Bojen in Zonen eingeteilt, innerhalb derer eine eingeschränkte, vorsichtige Nutzung erlaubt ist. Dazu gehören definierte Tauchregionen, in denen zum Beispiel auch Glasbodenboote fahren dürfen und in denen von diesen Booten aus geschnorchelt werden darf. Auch gibt es Regionen, in denen Picknicks und sanfte Wassersportarten (Windsurfing, Schwimmen) ausgeübt werden können.
Bei den Touristen ist der Park insbesondere wegen seiner reichen, teilweise endemischen Fauna und Flora beliebt und wird als Tauch- und Schnorchelrevier gerne besucht. Mit etwas Glück kann man hier beispielsweise Adlerrochen oder Seenadeln erspähen, und große Flächen von Seegras eröffnen die Möglichkeit, auch auf Schildkröten zu treffen. Sogar Große Tümmler zählen zu den häufigen Gästen in diesem Gebiet.
Den besonderen Schutzmaßnahmen verdankt die hiesige Meeresregion, dass sich hier trotz der Nähe zum Hafen von Victoria deutlich mehr Korallenarten und Fische beobachten lassen als in ungeschützten Bereichen. In den besten Schnorchelrevieren im Sainte Anne Channel zwischen Sainte Anne und Moyenne leben über 150 Arten von Fischen und anderen Meeresbewohnern und die Riffe zeigen sich hier besonders lebendig und farbenprächtig. Man kann steile Riffe finden, ebenso wie flache Partien dicht unter der Wasseroberfläche, von Korallen überwucherte Granitfelsen, Seegrasbetten, Sandebenen und weitere sehenswerte Unterwasserformationen. Die Nutzung der Landflächen auf den sechs Inseln ist ausgerichtet auf sanften Tourismus mit überschaubaren und auf Nachhaltigkeit basierenden Hotels und Restaurants.
Alle Meeresnationalparks sind täglich geöffnet. Jeder nicht auf den Seychellen lebende Erwachsene, der dieses Refugium betreten möchte, muss im Besitz eines gültigen Tickets sein, das bei einer Verkaufstelle zu bekommen ist. Aufgrund seiner enormen Bedeutung für das Natur- und Kulturerbe der Seychellen ist es von großer Wichtigkeit, dass man als Urlauber hier außer den eigenen Fußspuren nichts hinterlässt und sich darauf beschränkt, Fotos und Erinnerungen von diesem einzigartigen und schützenswerten Ort mitzunehmen.