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Geschichte

Die Geschichte der Menschen auf den Seychellen ist recht kurz. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts begannen europäische Siedler die Inseln zu kolonialisieren. Aufgrund ihrer Geschichte als französische und britische Kolonie, sowie der langwährenden Legalität von Sklaverei, sind die Seychellen vor allem kulturell und ethnologisch extrem vielfältig. Aber auch durch die lange Zeit der Isolation, in der es keinen menschlichen Einfluss gab, ist das Inselarchipel Heimat eines unberührten Ökosystems mit einer unglaublichen Artenvielfalt.

Herstellung von Kokosnussöl, 1977Herstellung von Kokosnussöl, 1977
“Little Ben” in Victoria, 1925“Little Ben” in Victoria, 1925

Wie alles begann...

Erst 1770 begann man Mahé, die heutige Hauptinsel der Seychellen, zu besiedeln. Zuvor wurden die Seychellen als solches vermutlich bereits im 7. Jahrhundert von arabischen Seefahrern entdeckt, die vage Aufzeichnungen ihrer Besuche hinterließen. Auch als Vasco da Gama im Jahre 1502 auf die Inselgruppe im Indischen Ozean sichtete, waren die Seychellen noch völlig unbewohnt. Auf den ersten Karten der Portugiesen sind die Seychellen als “Tres Irmãos” bezeichnet, was so viel wie “Die drei Brüder” heißt, ein Name der heute lediglich für die Berge hinter Victoria genutzt wird. Im Jahr 1609, setzte die britische East India Company als erste Europäer Fuß auf das Archipel. Erste Siedlungen entstanden jedoch zu dieser Zeit noch nicht.

Es dauerte weitere 140 Jahre bis Bertrand François Mahé de La Bourdonnais 1740 und 1742 Expeditionen, geführt von Lazare Picault, auf die Seychellen veranlasste - so wurden die Seychellen offiziell Teil der französischen Kolonien.

Was bedeutet der Name "Seychellen"?
Als der französische Entdecker Lazare Picault 1742 auf der heutigen Insel Mahé landete, war er von ihrer fruchtbaren und üppigen Erscheinung so beeindruckt, dass er sie "Ile de l'Abondance" nannte, was so viel wie "Land des Überflusses" heißt. Als er zwei Jahre später zurückkehrte um die Insel genauer zu kartieren, benannte er sie zu Ehren von Mahé de la Bourdonnais, seinem Gönner und dem gleichzeitigen Verwalter von Mauritius, in "Mahé" um. Später wurde Mahé in "Isle de Séchelles" zu Ehren von Vicomte Jean Moreau de Séchelles, dem Finanzminister während der Herrschaft von Louis XV, umbenannt. Dieser Name wurde im Laufe der Jahre (angelsächsisch: Seychelles) zum Begriff für das gesamte Archipel. Die Hauptinsel wurde später wieder zu Mahé umbenannt.

Die ersten Siedler

Die Franzosen beschlossen sich auf den Seychellen niederzulassen, um sowohl ihre strategische Position gegenüber Indien zu nutzen als auch mit dem Anbau von Gewürzen zu beginnen, um mit dem niederländischen Gewürzhandel konkurrieren zu können. Im Jahr 1770 kamen 15 Siedler zusammen mit einem Dutzend Sklaven auf den Seychellen. In der Folge wurden Sklaven aus Mauritius (Kreolen afrikanischer und europäischer Abstammung), Madagaskar, Mosambik und in geringerem Maße auch aus Indien hergebracht. Im ersten Jahrhundert der Besiedlung hatten die Seychellen nur wenige Einwohner unterschiedlicher Ursprünge. Dies führte zu einer starken ethnischen Durchmischung und bestimmte den multiethnischen und multikulturellen Charakter der Bevölkerung, der auch heute noch sichtbar ist.

Das französische Erbe dominiert bis heute, da es sich in Familiennamen und den meisten Ortsnamen wiederfinden lässt. Hinzu kommt das Französisch die Basis des kreolischen Vokabulars und der Grammatik bestimmt. Weiterhin ist der durch Sklaven auf die Seychellen gebrachte Einfluss afrikanischer Kultur ebenso stark vertreten - vor allem bemerkbar in der Musik und traditionellen Tänzen. Aufgrund der geringen Einwohnerzahl im ersten Jahrhundert nach der Besiedelung der Seychellen kam es zu einem ethnologischen Mix verschiedenster Kulturen, der bis heute das kulturelle, aber auch das genetische Erbe, der Seychellois bestimmt.

Als Britisches Überseegebiet

Nach dem britisch-französischen Krieg im Jahr 1814 und dem Sieg Großbritanniens wurden die Seychellen, ebenso wie Mauritius, Teil des britischen Imperiums und, von Mauritius aus verwaltet, als britische Strafkolonie genutzt - und das sogar bis in die 1960er Jahre. Vor allem der erfolgreiche Anbau von Kokospalmen zur Gewinnung von Kopra sowie der Anbau und Export von Baumwolle basierten hauptsächlich auf dem System der Sklaverei. Als der Sklavenhandel 1812 verboten wurde, lebten ca. 2100 Menschen auf den Seychellen, davon 1800 Sklaven. In den darauffolgenden Jahren zog es vor allem europäische Siedler auf das Archipel, die nach und nach weniger arbeitsintensive Pflanzen wie Zimt und Vanille anbauten. 1818 zählten die Seychellen bereits 7500 Einwohner, von denen es viele durch den Anbau von Gewürzen und Baumwolle zu Wohlstand brachten. Im Jahr 1835 wurde die Sklaverei in den Kolonien Großbritanniens endgültig abgeschafft.

Erst knapp 80 Jahre später, im Jahr 1903, wurden die Seychellen unter Gouverneur Sweet-Escott zur eigenständigen Britischen Kronkolonie ernannt - Hauptstadt und Sitz des Gouverneurs wurde Victoria - die noch Heute die größte Stadt der Seychellen ist.

Die ersten Wahlen auf den Seychellen wurden 1948 abgehalten, nachdem diese sich teilweise von der britischen Krone lösen konnte. Zu dieser Zeit entwickelte sich auch ein stärkeres politisches Bewusstsein was sich in den Folgejahren durch die zunehmende Bildung politischer Parteien zeigte - 1967 fanden die ersten komplett unabhängigen Wahlen der Seychellois statt. Die Unabhängigkeit erlangten die Seychellen 1976, die Inselrepublik verblieb aber seither im Commonwealth.

Läden in Victoria, 1970Läden in Victoria, 1970
Fischer bei der Arbeit, 1977Fischer bei der Arbeit, 1977

Die Seychellen Heute

Die Geschichte der Seychellen trug maßgeblich zur heutigen Identität der Inseln bei und vor allem, dank genau dieser kulturellen Vielfalt, wurden die Seychellen zu der faszinierenden Traumdestination, die sie heute sind.

Die Besiedlung der Inseln durch den Menschen führte zu Problemen für das Ökosystem der Seychellen: Tierarten verschwanden und ein Teil der ursprünglichen Vegetation musste zugunsten der Holzproduktion und der Landwirtschaft (insbesondere Kokosnuss- und Zimtplantagen) weichen. Diese Industrien, die einst profitabel waren, gingen jedoch über die Jahre zurück. Die Haupteinnahmequellen der Seychellen sind heute der Tourismus und die Fischerei.

Vor allem durch ihre Geschichte sind die Seychellen heute für viele ein Traumziel. Nicht nur die kulturelle und ethnische Vielfalt, sondern auch die enorme Artenvielfalt tragen zu dem Mythos Seychellen bei. Dabei spielen heute vor allem nachhaltiger Tourismus, strikter Naturschutz sowie die Erhaltung mariner Ökosysteme eine große Rolle auf den Seychellen und sorgen dafür, dass uns dieses Paradies erhalten bleibt.

Historische Stätten auf den Seychellen

Wenn Sie sich für die Geschichte der Seychellen interessieren, sollten Sie bei einer Reise unbedingt folgende Orte besuchen:

  • Mission Lodge: Die ehemalige Schule wurde im 19. Jahrhundert von der Londoner Missionsgesellschaft gebaut um sich um Sklavenkinder zu kümmern, die nach der Abschaffung der Sklaverei auf der Insel ausgesetzt wurden. Heute ist die Mission Lodge einer der berühmtesten Aussichtspunkte der Seychellen.
  • L'Union Estate Park: Der Naturschutzpark war einst eine Vanille- und Kokosnussplantage und beherbergt neben einem Friedhof mit Grabsteinen der ersten Siedler, eine traditionelle Kopramühle sowie das originale Plantagenhaus. Den L’Union Estate Park muss außerdem jeder durchqueren, der sich den berühmtesten Strand der Seychellen ansehen möchte - die Anse Source d’Argent.
  • Domaine de Val des Pres: Das Domaine de Val des Pres ist ein kleines Kunsthandwerksdorf, das ein um 1870 erbautes Plantagenhaus, das “Grann Kaz”, und diverse kreolische Kunsthandwerkstätten beherbergt.
  • Bel Air Cemetery: Bel Air Cemetery war der erste offizielle Bestattungsort französischer Kolonisten und ist damit auch die älteste historische Stätte der Seychellen.
  • La Bastille: Das Gebäude wurde 1930 errichtet und ist heute Sitz der Abteilung für nationales Kulturerbe des Ministeriums für Tourismus und Kultur.
  • Hauptstadt Victoria:Die Hauptstadt der Seychellen beherbergt nicht nur berühmte Monumente wie den Victoria Clocktower, sondern ist ebenfalls Heimat des 1901 eröffneten Botanischen Gartens der Seychellen. Victoria spiegelt die vielfältige Geschichte der Seychellen wie kein anderer Ort auf dem Archipel wider.
  • Seychelles National Archives: Im Nationalarchiv werden die historischen Schätze der Seychellen aufbewahrt: wertvolle Regierungsunterlagen, die sich bis ins Jahr 1770 zurückdatieren lassen, eine große Sammlung an Fotografien sowie weitere historische Dokumente.
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