Aldabra-Gruppe
Die Aldabra-Gruppe liegt etwa 360 km nördlich von Madagaskar und gehört zu den sogenannten Outer Islands. Zu ihr gehören das Aldabra-Atoll sowie die weiteren drei Inseln Assomption, Astove und Cosmoledo.
Aldabra-Atoll
Das Aldabra-Atoll liegt mit 1.150 km am weitesten von Mahé entfernt und gehört seit 1982 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Vier große Inseln - Grand Terre, Malabar, Picard und Polymnie - sowie einige kleine und kleinste Inseln gehören zu dem riesigen Korallenriff, das eine weitläufige Lagune umschließt. Es ist mit seinem Umfang von 100 km - 34 km lang und 15 km breit - das größte Atoll der Welt und hat einmalige Naturschätze zu bieten.
Ihren Namen verdankt die Inselgruppe arabischen Seefahrern, die sie “Atoll al Chadra” (“die grüne Insel”) taufte. Wahrscheinlich gab es das Atoll bereits vor 120.000 Jahren in seiner jetzigen Form. Das Fundament, auf dem es steht, ist ein Vulkan mit 1 km Tiefe, der vor Millionen von Jahren nach einem Ausbruch im Meer versunken ist. Der aus den Inseln gebildete Ring war ursprünglich sein Kraterrrand, der im Laufe vergangener Warmzeiten immer wieder komplett vom Meer bedeckt wurde - ideale Wachstumsbedingungen für Korallen. Aldabra erhebt sich heute nur geringfügig, höchstens 8 m, über den Meeresspiegel.
Nur wenige Naturwissenschaftler leben dauerhaft dort und betreuen eine Forschungsstation der Seychelles Islands Foundation (SIF, www.sif.sc), Touristen dürfen die Insel nur im Rahmen eines Kreuzfahrt-Tagesausflugs und mit Sondererlaubnis besuchen (Silhouette Cruises, Tel. +248 432 40 26, www.seychelles-cruises.com). Durch die nur spärliche Vegetation und die entfernte Lage kamen im Laufe der Vergangenheit nur wenige auf das unwirtschaftliche Stück Land. Zudem gab es früh engagierte Wissenschaftler und Naturfreunde - darunter sogar Charles Darwin -, die sich gegen ökologischen Raubbau auf Aldabra einsetzten, mit dem Effekt, dass ein überwiegend intaktes Biotop ebenso erhalten bleiben konnte wie die weltweit größte Kolonie wild lebender Riesenlandschildkröten. Ganze 150.000 Exemplare sollen hier beheimatet sein, das sind weit mehr als auf den Galapagos-Inseln, auf denen diese Tiere ebenfalls natürlicherweise vorkommen. Karettschildkröten und Grüne Meeresschildkröten, die zu Wasser leben, suchen die Strände für die Eiablage auf. Dort treffen sie möglicherweise auf die bis zu 60 cm großen, seltenen Kokosnusskrabben.
Ebenfalls reichhaltig ist die Vogelwelt auf Aldabra: Flamingos, Fregattvögel, Reiher, Tölpel, flugunfähige Aldabra-Weißkehlrallen, Rotschwanztropik- und Nektarvögel, Ibisse, Seeschwalben, Aldabradrongos und viele weitere gefiederte Tiere leben und nisten hier - von ganzen 97 endemischen Arten ist die Rede. Acht verschiedene, auf den Inseln heimische Mangroven, bilden den natürlichen Lebensraum für die zahlreichen Vögel. Der Flughund ist als einziges Säugetier heimisch, die Aldabra-Schnecke war seit 1997 verschwunden, wurde aber 2014 bei einer Bestandsaufnahme wiederentdeckt. Neben Buschwerk, das meist nicht über 3 bis 4 m hoch wird, wurden hier 200 blühende Pflanzen gezählt, darunter 40, die nur an diesem Standort vorkommen. Für Korallenatolle ist eine derartige Pflanzenvielfalt außergewöhnlich. Die selten vorkommenden Champignon-Korallen sind nur an diesem Ort zu finden. Auch unter Wasser ist das Aldabra-Atoll ein einzigartiges Paradies. Das Fischen ist hier strikt verboten, darum tummeln sich zahlreiche bunte Rifffische neben Barschen, Rochen und Makrelen.
Das Drifttauchen bei Flut, durch die Kanäle des Atolls in die Lagune hinein, ist ein echtes Bonbon für Taucher und ermöglicht Begegnungen mit Doktorfischen, Schnappern und Mantas, darüber hinaus gibt es in den umliegenden Gewässern Schwarzspitzenhaie, Delfine, Wale sowie die seltenen Gabelschwanz- Seekühe. Aktuelle Informationen über die Regelungen zum Besuch der Insel erteilt das Seychelles Tourism Board in Bel Ombre auf Mahé (Tel. +248 467 13 00).
Assomption
Ungefähr 30 km südöstlich des Aldabra-Atolls befindet sich die etwa 10 km² große Insel Assomption (auch unter der englischen Schreibweise Assumption bekannt), deren auffälligstes Kennzeichen zwei große, bis zu 20 m hohen Sanddünen und einige Kalksteinfelsen sind. Ihren Namen erhielt sie von dem französischen Kapitän Nicolas Morphey, der sie am 14. August 1756 entdeckte und ihr die Bezeichnung des kommenden Tages - Maria Himmelfahrt, Assomption - gab. Einst wurde Assomption für den Guanoabbau und für die Kopraproduktion genutzt, ein paar Gebäude und eine Graslandepiste für kleine Flugzeuge, sind Überreste aus jener Zeit.
Die ehemals dichte Vegetation wurde durch den Raubbau in weiten Teilen zerstört, im Jahr 1920 war der überwiegende Teil der Pflanzen und Tiere hier ausgerottet. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist Assomption eine der am meisten zerstörten Inseln der Seychellen. Durch Renaturierungsprogramme konnte die ehemalige Flora und Fauna inzwischen weitestgehend wieder hergestellt werden. Heute wohnt auf Assomption nur noch ein Verwalter. Die Insel ist ein begehrtes Tagesausflugsziel für Kreuzfahrt-Urlauber, auch wenn hier keinerlei Infrastruktur vorhanden ist. Zudem achtet die Regierung im Rahmen des Naturschutzes darauf, derlei Ausflüge nur in begrenzter Zahl zuzulassen. Teile der ausgezeichneten Dokumentation “Die schweigende Welt” (von Jacques-Yves Cousteau und Louis Malle) wurden auf Assomption gedreht.
Cosmoledo-Atoll
115 km südöstlich von Aldabra liegt einsam das fast kreisrunde Cosmoledo-Atoll. Cosmoledo ist ca. 14,5 km lang und 11,5 km breit. Die umschließende Landfläche des Atolls - bestehend aus zwei größeren Inseln, Menai und Grande Île, und einem guten Dutzend kleinerer und kleinster Eilande - beträgt insgesamt nur 5,2 km², die Fläche der Lagune hingegen ungefähr 145 km². Gemeinsam mit dem Nachbaratoll Astove steht Cosmoledo auf einem vulkanischen Sockel, der aus ganzen 4 km Tiefe sanft aufsteigt.
Auf Menai befinden sich noch Überreste aus der Zeit des Kokosnuss- und Sisalanbaus, und der Guanoabbau hat auch hier eine Geschichte. Hunderttausende unterschiedlicher Seevögel leben auf der inzwischen gänzlich unbewohnten Insel, darunter die größte Vogelkolonie der Seychellen: 1,1 Millionen Rußseeschwalbenpärchen der Unterart “nubilosus”. Die Kolonie der Rotfußtölpel ist sogar die größte des ganzen Indischen Ozeans. Auf der Grande Île brüten Rotschwanz-Tropikvögel, die auf den Seychellen ansonsten nur auf Aldabra vorkommen.
Astove-Atoll
Ca. 35 km südöstlich von Cosmoledo liegt das 6 km² umfassende Astove-Atoll, die südlichste Seychellen-Insel. Bei Astove handelt es sich um ein sogenanntes “Gehobenes Atoll”: Der gehobene Saumriff hat die hier 9,5 km² große Lagune fast komplett vom Meer getrennt.
Die Insel ist heute unbewohnt, an der Westküste findet man noch die in den 1960er Jahren verlassene Siedlung, in der früher etwa 40 Menschen vom Gemüse-, Mais- und Tabakanbau lebten. Der langjährige Abbau von Guano hat die Oberfläche der Insel veröden lassen, nur wenige Bäume, etwa Pisonia, wachsen hier noch; eingeführte Ratten und Schweine haben die Populationen der Seevögel dezimiert. Auf Astove sind vier Arten Landvögel heimisch, zum Beispiel der Schildrabe. 1911 wurde nachweislich ein Piratenhort mit über 100 Silbermünzen, Besteck u.ä. gefunden - und so rühmt sich (auch) Astove damit, eine echte Schatzinsel zu sein.