Tierwelt
Auf den bis ins 18. Jahrhundert unbewohnten Seychellen hat die Natur nicht nur eine üppige Flora mit einzigartigen Pflanzenarten hervorgebracht, sie hat zugleich bewahren können, was im Konkurrenzkampf der Evolution auf dem Festland schon lange untergegangen ist. Die Seychellen sind Heimat von 13 Amphibien-, 30 Reptilien- und 220 Vogelarten sowie von über 1.000 Arten wirbelloser Tiere, die alle eines besonderen Schutzes bedürfen. Was die Grundfläche anbelangt, so verfügen die Seychellen über den weltweit größten Anteil an Naturschutzgebieten.
Säugetiere
Die einzigen Säugetiere, die auf den Seychellen schon vor der Ankunft des Menschen beheimatet waren, sind die endemischen Seychellen-Flughunde, pflanzenfressende Fledertiere, deren Leibspeise Mangos sind. Ihr Kopf läuft spitz zu und erinnert in seiner Form an die eines Hundekopfes - daher auch die Bezeichnung. Mit ihrer imposanten Flügelspannweite von bis zu 1 m muten sie bei ihrer Flatterei durch den Abendhimmel fast wie kleine Vampire an.
Die Menschen haben inzwischen natürlich etliche andere Säugetiere auf den Inseln angesiedelt. So gibt es den ebenfalls seltenen, igelähnlichen Großen Tenrek, der einst nur auf Madagaskar existierte. Erwachsene Große Tenreks haben eine Körperlänge von bis zu 40 cm. Ihr Fell ist am Rücken borstig und graubraun gefärbt. Normalerweise sind diese Tiere nachtaktiv, selten kann man sie auch am Tag beobachten. Sie leben vorwiegend in Wäldern, aber auch in Gegenden mit dichtem Bodenbewuchs. Stört man sie bei der Nahrungssuche, erschrecken sie sich und können mitunter auch aggressiv werden. Hühner, Enten, Rinder, Schweine und Ziegen sind – allerdings weit hinter Fischen – die wichtigsten Eiweißlieferanten der Seychellois.
Land- und Seevögel
Die Seychellen liegen weit weg vom Festland, und das spricht grundsätzlich nicht für Artenvielfalt. Trotzdem haben keine anderen Inseln eine so große Artendiversivität, wenn es um Vögel geht - rund 220 Spezies leben hier, darunter 17 endemische Landvogelarten, manche davon zu den zoologischen Raritäten dieser Welt zählend.
Die Vielfalt lässt sich aus einer langen Evolution erklären. Viele Millionen Jahre waren die Seychellen vollkommen vom Rest der Welt abgeschottet - und das ist auch der Grund dafür, dass es hier zwar viele Arten, aber nur wenige bunte Vögel gibt. Die hier angesiedelten Landvogelarten haben einfach keine ausgeprägten Farben oder Körpermerkmale ausbilden müssen, um vom anderen Geschlecht in der Masse vieler Vogelspezies erkannt zu werden. Unter den Gattungen sind insgesamt mehr See- und Wattvögel zu finden als solche Vögel, die an Land brüten und leben.
Insbesondere auf den Inseln Mahé, Praslin und Bird leben die hübschesten Vögel der Seychellen, darunter der Schwarze Papagei mit seinem dunkel glänzenden Federkleid. Diese Art lebt im Vallée de Mai, dem wohl mystischsten Wald der Welt.
Des Weiteren finden sich dort verschiedene Nektarvögel sowie Inselamseln. Den Kuhreiher sieht man häufig am Markt von Victoria, wo er Abfälle durchsucht. Vom Aussterben bedroht ist der Paradiesfliegenschnäpper (franz.: veuve), den man heute nur noch auf La Digue finden kann, ebenso trifft man dort auf den Witwenvogel.
Auf Frégate ist der seltene Seychellendajal zu Hause, ein kleiner Vogel mit schwarz-weißen Federn, den man auch in den Hecken der Gärten findet. Den Seychellen- Rohrsänger (auch: Seychellen-Grasmücke) kann man auf den Inseln Cousin, Aride und Denis Island antreffen. Die Vögel mit ihren grün-gelb-weißen Federn haben einen blauen Schnabel - und einen wunderschönen Gesang in ihrem Repertoire. Auch der Fregattvogel mit einer Flügelspannweite von bis zu 2 m, der Weißschwanz-Tropikvogel, der Toc-Toc und viele Seeschwalben (Rußseeschwalben, Feenseeschwalben, …) haben ihren natürlichen Lebensraum auf den Inseln der Seychellen. Die Seeschwalbe kann man als Wappenvogel bezeichnen, die staatliche Fluggesellschaft hat ihn sogar als Logo auf ihren Maschinen. Neben den eher seltenen Vogelarten kann man auf den Seychellen Spatzen, Eulen, Käuze und viele Möwen treffen, ebenso zahlreiche Taubenarten (z.B. die Blaue Seychellentaube und die Schneeweiße Turteltaube).
Amphibien und Reptilien
Auf den Inseln der Seychellen kommen insgesamt 13 Amphibienarten vor, darunter der bis zu 76 mm lange, endemische Seychellenbaumfrosch, der sich gern in feuchten Wäldern aufhält, und eine weitere Froschart, der Ptychadena mascareniensis, in verschiedenen Braunschattierungen gefärbt und mit drei hellen, schmalen Längslinien auf der Körperoberseite gezeichnet.
Außerdem sind etwa 30 an Land lebende Arten von Reptilien zu zählen, einige von ihnen wurden durch den Menschen eingeführt. Manche Spezies sind auf den Inseln noch mit mehreren Unterarten vertreten. Die imposanten Riesenlandschildkröten wirken wie lebende Fossile, wenn sie sich behäbig in der Landschaft voranbewegen. Hätte man sie nicht auf dem Aldabra-Atoll unter Schutz gestellt - dort leben inzwischen 150.000 dieser Tiere -, wäre sie vermutlich heute ausgerottet, ähnlich wie die Seekuh, die wegen ihres schmackhaften Fleisches so stark bejagt wurde, dass sie irgendwann endgültig vernichtet war.
Auf La Digue sind in sumpfigen Gebieten Exemplare der nur 20 cm langen Sumpfschildkröte zu finden. Leider ist sie inzwischen selten geworden, da sie gern zu Curry verarbeitet wird - und dabei hatte man zu ihrem Schutz im Jahr 1967 den Handel mit ihr verboten, nämlich als der Verkauf ausgestopfter Tiere den Bestand zu bedrohen begann.
Wandert man durch die Wälder der Inseln, wird man immer wieder von Raschelgeräuschen begleitet, die von den vielen verschiedenen Arten von Eidechsen herrühren, die sich im Laub bewegen. Nicht wegzudenken sind auf den Seychellen auch die Geckos, die man durchaus auch an Wänden und Decken in der Unterkunft zu sehen bekommen kann, wenn abends das Licht an ist. Sie werden bis zu 10 cm groß, sind wendig und schnell - und überaus nützlich. Mit winzigen Härchen halten sie sich an Oberflächen fest. Entsprechend des Jagduntergrundes zeigt sich auch die dafür entsprechend getarnte Geckoart darauf.
Neben Eidechsen und Geckos gibt es eine Chamäleon-Art, den Seychellen-Skink, und einige kleine, scheue, ungiftige Schlangen. Hinzu kommen mehrere im Meer lebende Schildkrötenarten, die man ebenfalls zur Reptilienfauna der Seychellen zählt.
Unterwassertiere
Ein echtes Dorado sind die das Archipel umgebenden Gewässer: Schnorchel- und Tauchexkursionen offenbaren eine höchst imposante Unterwasserwelt, aber auch schon beim Waten am seichten Ufer lassen sich auffallend viele Fische entdecken.
Mehrere Arten von Meeresschildkröten sowie über tausend Fischarten haben an den Korallenriffen und in den Tiefseegründen ihre Heimat. Unübertrefflich in Sachen Farbenpracht ist der blau-orangene Kaiserfisch mit seinen schwarz-weiß-gelben Streifen. Ähnlich imposant präsentiert sich der ebenfalls gestreifte Clownfisch, der wie der Preußenfisch in enger Symbiose mit Seeanemonen lebt. Anderen kleinen Fischen wiederum droht diese zur Gefahr zu werden, denn mit ihren blassen Nesselfingern versucht die Anemone, nach ihnen zu greifen. Clown- und Preußenfisch wie auch die unterschiedlich gefärbten Anglerfische, die Meeresgoldlinge und die Kofferfische sind oftmals bereits bei ufernahen Schnorchelausflügen zu sehen.
Unter den Raubfischen findet sich beispielsweise der Zackenbarsch. Der in dezentem Grau erscheinende Doktorfisch verdankt seinen Namen den skalpellartigen Fortsätzen an seiner Schwanzwurzel. Zitronengelbe Pinzettenfische picken mit ihren spitzen Mäulern in Ritzen und anderen kleinen Öffnungen nach Nahrung. Putzerfische betätigen sich als Barbiere: An ihrem Standort werden sie regelmäßig von größeren Fischen aufgesucht, die sich von ihren kleinen Kollegen gern die Schmarotzer aus der Haut rasieren lassen. Für die gründliche Reinigung öffnen sie den Helfern sogar ihr Maul. Unermüdlich benagt der blaugrüne Papageienfisch mit seinem schnabelartigen Gebiss die Korallen und gibt Unverdauliches als Sandstaub auspuffähnlich wieder ins Meer zurück - der Jahrtausende andauernden Arbeit dieses Tieres verdanken die Inseln unter anderem ihre strahlend weißen Strände.
Bei der Überfahrt von Praslin nach La Digue kann mit etwas Glück der zweiflüglige Fliegende Fisch erspäht werden. Die Korallenriff-Lebensgemeinschaft unterschiedlicher Arten bleibt stets in der Nähe des Reviers, um im Falle von Gefahr schnell im rettenden Schlupfloch verschwinden zu können. Mächtige Stachelmakrelen und Barsche lauern nämlich an der Riffkante, und auch der Weißspitzenhai patroulliert hier erwartungsvoll entlang. Beeindruckend umgeben die enormen Flossen den Leib des in Nischen und Höhlen verharrenden Rotfeuerfisches. Es ist lebensgefährlich, diese Flossen zu berühren! Ebenso scheinbar harmlos liegt der rot gepunktete Pfauenaugenbarsch auf Korallenbänken herum. Er kann blitzschnell vorpreschen und beißen, in seinen Aktionsradius sollte man also bestenfalls nicht eindringen. Auch der Trompetenfisch tarnt sich raffiniert und kann gefährlich werden. Die 5 bis 10 cm langen Schlammspringer haben es geschafft, sich im Laufe der Evolution an ein Leben im Wasser und an Land anzupassen, so dass sie sowohl über Kiemen als auch über die Haut atmen können. Man findet sie an Stränden und auch in Mangrovengebieten.
Die Unterwasserwelt der Seychellen hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig verändert. Zum einen, weil in den hiesigen Hoheitsgewässern nicht mit großen Schleppnetzen gefischt werden darf, zum anderen, weil seit 1973 große Teile der Gewässer zu Schutzgebieten erklärt wurden. Leider hat die Gegend rund um die Inseln des Ste. Anne Marine National Parks durch die Aufschüttungsarbeiten für die Schnellstraße zum Flughafen auf Mahé und die damit veränderten Strömungsbedingungen unter Wasser gelitten, viele Korallengärten wurden dabei zerstört.