Inselhüpfen oder eine neue Weltanschauung
Dem deutschen Sturmtief mit all seinen unerfreulichen Nebenerscheinungen entflohen kommen wir aus winterlichen Temperaturen am Samstag, dem 20. Januar 2018 am frühen Nachmittag auf Mahé an. Eine lange Anreise aus dem deutschen Wendland bis auf die Seychellen liegt hinter uns und wir sind voller Vorfreude auf das, was uns nun erwartet. Das erste, was uns auffällt, ist die wohltuende Wärme und der herrliche Sonnenschein. Trotz verspäteter Anreise werden wir am Flughafen freundlich von der örtlichen Reiseagentur in Empfang genommen und nach einer kurzen Wartezeit per Autotransfer zum Fähranleger gefahren. Hier beginnen wir mit der Inselhüpferei. Erste Station ist Praslin. Wir sind gespannt.Praslin
Trotz einer etwas stürmischen Überfahrt mit der Fähre, die uns in einer knappen Stunde über das Meer auf die Insel Praslin schaukelt, kommen wir wohlbehalten an. Noch etwas orientierungslos entdecken wir die Mitarbeiterin von der örtlichen Reiseagentur „Creole“. Sie ist leicht an ihrer Berufsbekleidung zu erkennen, an der das Oberteil sofort ins Auge fällt: eine blaue Bluse, auf die weiße Orchideenblüten gedruckt sind. Verheißungsvoller kann eine Begrüßung wohl kaum beginnen. Unser Koffer wird im Auto verstaut und die Fahrt zu unserer ersten Unterkunft kann beginnen. Noch ist man ja mit den örtlichen Gepflogenheiten nicht vertraut und man sitzt wie ein staunendes Kind im Auto, nimmt alle neuen Eindrücke in sich auf und staunt einfach nur über die rieisigen Palmen am Wegesrand, den Linksverehr und die routinierte Fahrweise unseres Chauffeurs „auf der falschen Seite“. Nach einer kurzen Autofahrt gelangen wir zum Ocean Jewels Resort – unserem ersten gebuchten Domizil. Der Name hält, was er verspricht: ein Juwel auf der Insel Praslin. Vier Villen, eingebettet in einen Garten und mit direkter Lage am Strand. Aber das finden wir erst später heraus. Wir stehen etwas verlegen im Innenhof mit unserem Koffer und es ist keiner zu sehen. Es ist inzwischen schon später Samstagnachmittag. Nach einem vorsichtigen „Hello, is somebody here?“ finden wir unsere Gastgeberin Brenda. Sie ist draußen am Strand und genießt den Sonnenuntergang. Das hat schon was Familiäres und nichts Geschäftliches, wie man es von Hotelrezeptionen kennt. Sie bringt uns zu unserer Villa und unserem Appartement im ersten Stock. Dann läßt sie uns erstmal in Ruhe nicht nur körperlich, sondern auch seelisch ankommen. Am nächsten Morgen, ausgeschlafen und voller Abenteuerlust, suchen wir den Frühstücksraum, weil: Frühstücksverpflegung haben wir ja gebucht! Wir laufen sofort „Sofia“, dem guten Geist der Anlage, in die Arme. Nein, einen Frühstücksraum gibt es nicht. Aber sie notiert alle unsere Wünsche, die zu einem umfangreichen Frühstück gehören und schickt uns wieder zurück auf die Terrasse unseres Appartements. Keine Viertelstunde später sitzen wir vor frischem Obst, Toast, Marmelade, einem Omelett und werden mit Tee und frisch gepresstem Saft versorgt. Das Leben könnte schöner nicht sein. Im Februar draußen auf der Terasse frühstücken! Dank unserer netten Gastgeberin Brenda und ihrem Mann Paul haben wir keine Probleme, uns einzuleben und fühlen uns wunderbar aufgehoben. Voller Tatendrang kommen wir auf die Idee, für zwei Tage ein Auto zu mieten. Auch das wird von Sofia im Handumdrehen veranlasst und so sind wir bald mit unserem eigenen kleinen Auto unterwegs. Wir merken, daß das Autofahren mit dem Linksverkehr und den schmalen Straßen mit den teilweise hohen und unbefestigten Kanten schon eine gewisse Herausforderung darstellt. Auch die Höhenunterschiede auf der Strecke sind nicht ohne! Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ein eindeutiger Vorteil ist, daß wir, wo wir auch immer Lust verspüren, anhalten können. So gibt es unterwegs mal einen Kokosnussdrink aus einer für uns frisch geköpften Kokosnuss und dazu - wer könnte widerstehen? - einen Obstteller mit den hiesigen Früchten. Das alles wird vor unseren Augen frisch von einem Obsthändler am Straßenrand zubereitet. Wir lassen uns treiben und auf diese Weise gelangen wir bald zum Anse Lazio, den für uns schönsten Strand auf Praslin: weißer Sand an palmengesäumten und Schatten spendenden Wegen, türkisblaues Wasser mit weißen Schaumkrönchen. Wir wissen gar nicht, wo wir zuerst unsere Strandtücher hinlegen sollen und entscheiden uns erstmal für einen Spaziergang den Strand entlang. Immer, wenn man denkt: „Hier ist der Platz optimal zum Verweilen“, entdecken wir doch bald einen noch schöneren Platz. Einige Bäder und Ruhepausen später machen wir uns langsam auf den Rückweg in unsere Villa am Grand Anse . Weil wir ja nicht nur das Strandleben genießen, sondern auch mehr von der Insel kennenlernen wollen, fahren wir einen Tag in das Vallée de Mai, einem Naturschutzgebiet des UNESCO Weltnaturerbes, wo die sagenumwobene „Coco de Mer“ wächst. Schon das diffuse Licht, das Rauschen der riesigen Blätter und das Knacken in den gigantischen Bäumen schaffen eine faszinierende Atmosphäre. Man fühlt sich unter den Riesenpalmen wirklich sehr klein und durch das Sonnenlicht, welches die vielfältigen Grüntöne der Palmen sehr gut zur Geltung bringt, fühlt man sich unter den schützenden Palmenwedeln ein bißchen wie verzaubert. Die ersten fünf Urlaubstage vergehen auf Praslin wie im Flug.La Digue
Heute am 6. Urlaubstag hüpfen wir weiter auf die nächste Insel nach La Digue. Schon der Name der Fähre „Cat Rose“ macht Lust auf die Überfahrt. Wie die netten Damen vom Creole Service aussehen (die mit den hübsch bedruckten Blusen), wissen wir ja schon und, nun keine „Greenhorns“ mehr, haben wir schon den Durchblick, wie das hier so läuft. Nach gefühlt 5minütiger Fahrt kommen wir mit unserem Koffer, ausnahmsweise mal bei strömendem Regen, in unserem Hotel an. Beeindruckt von dem äußerst geschmackvoll eingerichtetem Zimmer und dem Riesenbalkon, der zum Garten gelegen ist, werden wir schnell heimisch. Wir wohnen im Hotel, welches von Gastgebern geführt wird, die ihre Wurzeln in Italien haben. So ist es kein Wunder, daß es hier die „seychellenbeste Pizza“ (lt. hauseigener Reklame) geben soll. Weil wir aber nicht zum Pizzaessen hier sind, wählen wir lieber ein „Take Away“ Angebot. Diese „Imbiss-Bude“ entdecken wir auf unserem ersten Spaziergang und merken schnell, daß unsere Wahl die Richtige ist. Auch an den folgenden Tagen werden wir vom kulinarischen Angebot der Insel nicht enttäuscht. In sämtlichen Preisklassen, die wir ausprobieren, ist das Essen vielfältig und schmackhaft. Nun schon seychellenerfahrener bewegen wir uns natürlich wie die Einheimischen per Fahrrad fort. Mit dem gemieteten Zweirad muss man großzügig sein, was Gangschaltung und Bremsen betrifft. Ob man eine funktionierende Klingel erwischt, ist Glückssache. Aber zur Not hat man ja seine Stimme. Los ging es erstmal Richtung Norden, vorbei an herrlichen Strandabschnitten. Das geht soweit, bis die Straße ein jähes Ende findet. Also retour in die andere Richtung, ab durch die Inselmitte. Hin und wieder läuft uns eine gechillte Riesenschildkröte über den Weg oder ein entspannter Vierbeiner begleitet uns ein Stück unseres Weges. Wir haben den Eindruck, dass sowohl Mensch als auch Tier auf den Seychellen sehr entspannt sind. Hoffen wir, daß das auch auf uns abfärbt. Nach einer kleinen Fahrradtour erreichen wir den Grand Anse . Hier finden wir meterhohe Wellen mit starker Brandung. Wir beobachten einige Surfer, die ihre Künste ausprobieren, um die Wellen zu bezähmen. Wir sind derart fasziniert, dass wir nicht bemerken, welche Kraft die Sonnenstrahlen haben, die unsere Arme verbrennen (nah ja, zum Glück gibt es ja entsprechende Salbe, die Schlimmeres verhindert!). Zurück im Hotel bekommen wir von der Dame an der Rezeption ein nettes Angebot für die Abendgestaltung. Erst mal skeptisch, aber dann doch interessiert, sagen wir zu. Am späten Nachmittag warten wir also vor unserem Hotel und zur verabredeten Zeit fährt ein Mobil vor. Halb Bus, halb Kutsche. Offen, mit einem mörderisch lauten Motor. Zwei Fahrgäste sitzen schon drin, also steigen wir auch ein und sind gespannt, auf die Dinge, die da kommen. Nachdem einige weitere Fahrgäste, vorzugsweise Pärchen, eingeladen werden, fahren wir aufwärts zum höchsten Berg der Insel. Nun ist auch klar, warum der Motor des Gefährts so einen starken Motor hat. Die Steigungen der kurvenreichen Strecke sind nicht ohne! Dann hält der Bus und der Rest des Weges geht nur zu Fuß. Die beiden Damen, die uns dann in diesem Restaurant in luftiger Höhe bedienen, sind praktischerweise von unten aus dem Ort mit herauf gefahren. Wir lassen uns überraschen und haben diesen Ausflug nicht bereut. Zum einen haben wir einen einzigartigen Blick auf unsere und die umliegenden Inseln. Wir lassen die verschiedenen Phasen der untergehenden Sonne auf uns wirken und dabei gibt es ein wirklich schmackhaftes Abendessen (serviert werden einheimische Spezialitäten in mehreren Gängen). Wir haben genügend Zeit, den Abend hier oben ausklingen zu lassen, ehe es wieder mit besagtem Bus zurück zum Hotel geht. Die märchenhaften Tage gehen weiter mit Ausflügen an traumhafte Strände, besonders eindruckend ist der weltberühmte Anse Source d'Argent, umsäumt von filmberühmten Granitfelsen. Es gibt auch auf dieser Insel so viel Schönes zu entdecken, daß man gar nicht alles erwähnen kannMahé
Weil wir uns ja für’s Inselhüpfen entschieden haben, wird es mal wieder Zeit, um Koffer zu packen und weiter nach Mahé zu ziehen. Mit Transfer und Fähre sind wir ja schon bestens vertraut und so erreichen wir völlig problemlos unser letztes Domizil, das „Crown Beach Hotel“ im Südosten der Insel. Wieder erwartet uns ein traumhaftes Hotelzimmer mit einem Riesenbalkon, der uns den ersehnten Meerblick beschert. Wir entscheiden uns erstmal für „Erholung pur“, soll heißen: mit einem guten Buch auf der Liege am Strand, zwischendurch der Blick auf’s Meer, um die verschiedenen Stadien der Gezeiten zu beobachten (wenn man sonst schon nichts zu tun hat! – Dolce Vita halt!). Nachmittags bietet sich bei Flut ein kleiner Schnorchelausflug oder eine kleine Spritztour im hoteleigenen Kanu durch seichte Wellen an. Als wir das süße Nichtstun ausreichend genossen haben, beschließen wir, einen kleinen Ausflug in die Hauptstadt der Seychellen, nach Victoria, zu unternehmen. An der Rezeption erkundigen wir uns nach Möglichkeiten dorthin zu gelangen. Der indische Mitarbeiter zeigt uns die dem Hotel gegenüberliegende Bushaltestelle, an der wir uns aufstellen sollen. Weil sich auch noch einheimische Fahrgäste dort einfinden, sind wir guter Hoffnung, daß der Bus bald eintreffen wird. Das ist dann auch so. Wir zahlen 7 Rupien pro Nase (= sehr kleines Geld) und quetschen uns in den Gang. Dort ergattern wir noch zwei Stehplätze. Zuhause undenkbar, aber hier funktioniert das. Später finden wir auch Sitzplätze auf einer Dreierbank, Körper an Körper gepresst und Gott sei Dank auch einen Griff, um auf der kurvenreichen Fahrt den Halt nicht zu verlieren. Kaum eine Stunde später erreichen wir den städtischen Busbahnhof. Von da an lassen wir uns durch die quirlige Stadt treiben. Vorbei am stadtbekannten Markt erkunden wir sämtliche große und kleine Wege und finden fast überall ein farbenfrohes Wirrwarr vor. Besonders beeindruckt uns der hinduistische Tempel in seiner architektonischen Einzigartigkeit. Wir geraten wohl gerade in eine Versammlung der örtlichen hinduistischen Gemeinde. Der