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Praslin – Lost in paradise

Das deutsche Herbstwetter zählt zu den wohl härtesten Prüfungen eines ausgeglichenen Gemüts. Doch statt Wind, Regen und beginnenden Bodenfrost in gewohnter Manier zu ertragen, buchten meine Freundin und ich in diesem Jahr einen Trip in den Süden.

Die Seychellen sollten es sein, die Fotos und Reiseberichte im Internet waren vielversprechend. Da wir für die gesamte Reise nur neun Tage Zeit hatten, entschieden wir uns für ein kleines Guesthouse mit Selbstversorgung direkt an der Anse Kerlan auf Praslin und gegen eine Inselhopping-Tour, wie sie von vielen gern gemacht wird.

Direkt bei unserer Ankunft am gemieteten Haus erwies sich unsere Wahl der Unterkunft als Volltreffer. Ein hübscher, weiß getünchter Bungalow direkt am westlichen Strandufer der Insel mit Veranda, amerikanischer Küche und einem riesigen bequemen Bett war für die kommenden sieben Nächte unser Zuhause.

Anse Kerlan, PraslinAnse Kerlan, Praslin

Um unser Wohlbefinden sorgten sich die Gastgeber mit großer Mühe. Jeden Morgen bekamen wir Frühstück und Kaffee auf der Veranda serviert. Terry, Gastvater und Mann im Hause, ließ keine Gelegenheit aus, uns allabendlich zu Restaurants oder Supermärkten auf der Insel zu fahren. Ein Dienstmädchen schaute jeden Tag in unseren Zimmern nach dem Rechten. Gastmutter Iris kümmerte sich um alle Formalitäten.

Den ersten Tag verbrachten wir fast komplett an unserem kleinen, mehr oder weniger privaten Strand. Der Jetlag und die mehr als 20-stündige Anreise hatten ihre Spuren hinterlassen. Bei traumhafter Aussicht auf das türkisblaue Meer und im wohltuenden Halbschatten der säumenden Palmen genossen wir die warm-salzige Luft und beobachten die emsig buddelnden Strandkrabben. Der Stress der letzten Tage war schnell vergessen.

In den folgenden Tagen erkundeten wir unsere Insel. Da Praslin als die schönste Bade-Insel der Seychellen gilt, standen Strände ganz oben bei unserer Entdeckungsreise. Wir hatten darauf verzichtet, einen Mietwagen zu besorgen. So ging es zu Fuß entlang schmaler Straßen, über tropisch grüne Berghügel und zuweilen auch mit dem öffentlichen Inselbus zu unseren Zielen. Nachts blieb uns nichts anderes übrig, als eins der teuren Taxis zurück zur Unterkunft zu nehmen. Denn die meisten der über die Insel verstreuten Restaurants öffnen nicht vor 18 Uhr. Genau dann endet allerdings der tägliche Busverkehr. Wer nicht mitunter kilometerweite Strecken am unbeleuchteten Straßenrand zurücklegen will, muss sich fahren lassen.

Anse Lazio, PraslinAnse Lazio, Praslin

So kletterten wir zwischen den beeindruckenden Granitfelsen der Anse Lazio, plantschten im türkisblauen Wasser an der Anse Georgette, hielten an der Anse Boudin die Sonne in die Nase und fanden unweit der Anse Volbert ein leckeres kleines Restaurant nach unserem Geschmack. Apropos Essen: Die kreolische Küche ist frisch und für europäische Mägen gut bekömmlich. Es gibt viel Fisch und Meeresfrüchte, mal als gegrilltes Filet, mal als Oktopus-Curry. Als Beilage wird oft Reis und Gemüse serviert. Wer trotz des frischen Fangs aus dem Indischen Ozean nicht auf sein Stück Fleisch verzichten will, findet Steak und Burger auf den Karten. Die teilweise hohen Preise für Essen und Getränke lassen sich durch den notwendigen Import so gut wie aller Konsumgüter auf die Seychellen erklären.

Ein Highlight zum Abschluss unseres Praslin-Besuchs war die Bootstour zu den unbewohnten Nachbarinseln Cousin, Curieuse und St. Pierre.

Cousin, StrandCousin, Strand

Die Naturschutzreservate bieten eine vielfältige und beeindruckende Flora und Fauna. Auf Cousin sahen wir zahlreiche gefährdete Vogelarten und eine Meeresschildkröte. Nach einem üppigen Barbecue überquerten wir die grünen Hügel von Curieuse, entlang uriger Mangrovenwälder und vorbei an mächtigen Krabben aller Größen und Farben. Auf der anderen Inselseite angekommen, begrüßten uns die freilaufenden Landschildkröten der dort ansässigen Aufzuchtstation. Am Ende der tollen Tagestour ging es mit Schnorchel und Flossen bei St. Pierre in die Tiefe. Beeindruckend war zudem der Besuch des Nationalparks Vallée de Mai im Zentrum der Insel. Dabei handelt es sich um den erhaltenen ursprünglichen Waldbestand verschiedener Palmenarten, darunter auch die berühmte Seychellenpalme mit ihrer eigenwilligen Kokosnuss, die ausschließlich hier zu finden ist.

Valée de Mai, PraslinValée de Mai, Praslin

Die Seychellen sind definitiv eine Reise wert. Selbst wer nur wenige Tage zur Verfügung hat, kommt auf seine Kosten. Die Natur ist tropisch-schön, das Wetter durch die Äquatornähe konstant warm. Wenn es Regen gibt, wirkt er als angenehme Abkühlung. Die Inseln sind überschaubar und haben fantastische Bilderbuchstrände zu bieten.

Auf den umliegenden Inseln gedeiht eine urwüchsige Pflanzen- und Tierwelt. Trotzdem hält sich der Tourismus auf den Seychellen in Grenzen. Die Einheimischen sind aufgeschlossen und in der Regel sehr freundlich zu Besuchern. Einzig die zum Teil hohen Preise für Importgüter sind gewöhnungsbedürftig. Zudem lohnt es sich, ein Auto anzumieten. Der öffentliche Nahverkehr ist es wegen der klapprigen Busse und dem aufregenden Fahrstil der Einwohner zwar allemal einen Versuch wert. Wer nach Einbruch der Dunkelheit mobil bleiben will, kommt um ein eigenes Auto jedoch kaum umhin.

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