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Dem Winter entflohen

Ankunft auf den Seychellen und Weiterreise nach Praslin

Endlich hatte das Warten ein Ende und wir konnten dem trüben Wetter entfliehen. Schon drei Jahrzehnte der Jugend und des Nachtdurchmachens entschwunden, konnten wir während des Nachtfluges nicht wirklich schlafen. Die Vorfreude war wohl zu groß. Bei Sonnenaufgang mit wunderschönen Farben, darunter ein tosendes Wolkenmeer, landeten wir auf Mahé.

Wir wussten ja, dass es Regenzeit ist und dachten, dass es am ersten Tag etwas trübe sein wird, aber weit gefehlt. Auf dem kleinen Flughafen direkt am Meer, erwartete uns ein sonnenreicher, heißer Tag. Die Sonnencreme sollte also gleich griffbereit sein, denn sonst kann sich die vornehme Europäische Blesse leicht in krebsrot verwandeln.

Nach freundlicher Passkontrolle und herzlichem Empfang durch die Transfergesellschaft der Creole Agency, hatten wir bis zur Abfahrt der Fähre nach Praslin noch drei Stunden Zeit die überschaubare Hauptstadt Victoria zu durchwandern. Wir kamen nach kurzem Fußweg direkt ins Zentrum und genossen gleich den sehenswerten Sir Selwyn Selwyn Clarke Market, große Fische, frisches Obst und herrliche Gewürzstände. Keinerlei Aufdringlichkeit der Seychellois, eher zurückhaltender Stolz. Alle sind dreisprachig erzogen worden - kreolisch, französisch und englisch. So leicht war es noch nie in der weiten Welt.

Der gute Tipp von SeyVillas, auf der superschnellen Katamaranfähre das Oberdeck zu buchen, war für uns ein Genuss, vollen kindlichen Jauchzens, für andere leider mit Seekrankheit verbunden. Auf Praslin angekommen, erfolgte dann der sofortige, nette Empfang und Transport in unser schönes Guesthouse, der Villa Bananier an der Cotè dór. Dort haben wir zwar nur die Standardzimmer bezahlt, aber die Superior Zimmer bekommen - WiFi inklusive. Der Strand und das warme Meer, ließen sofort die Müdigkeit vergessen. Gleich am Abend haben wir noch ein leckeres Dinner im Haus bekommen. Die Preise sind europäisch, Alkohol jedoch teurer.

PalmenwanderungPalmenwanderung Nach 36 Stunden fielen wir in einen fantasievollen Schlaf und genossen die Unter- und Überwasserwelten, die man sich kaum schöner vorstellen kann. Praslin ist toll - Palmen-Dschungel, kreolische Küche und lohnenswerte Busfahrten, die nie mehr als 5 Rupies kosten, was ca. 40 Cent bedeutet. Morgens einen Sonnengruß und der ganze Tag ist voll im Fluss. Mit dem Bus direkt ins Vallée de Mai, dem einzigen Urwald der Insel, inklusive interessanter Führung und der berühmten Coco de Mer Nuss.

Vallée de MaiVallée de Mai Vallée de MaiVallée de Mai Am nächsten Tag wollten wir an den schönsten Strand der Insel fahren, der Anse Lazio. Da nur jede Stunde ein Bus fährt, hatten wir etwas Zeit zum sinnieren. Da hält ein kleiner Polo mit einem Mann meines Alters und fragt, ob wir nach Lazio oder Zimbabwe wollen. „Nach Lazio" sagte ich und fragte gleich, was es kosten soll. Er schüttelte nur den Kopf. Er ist der Chef der Securité, spricht fünf Sprachen, war dreimal verheiratet, überzeugter Demokrat, 5 Kinder, 6 Enkel und weiß wovon er spricht. Wir sind gleich alt und auf dem selben Level. Gleichheit von Frau und Mann und wie wichtig es ist, miteinander zu reden. Eine Liebe zu pflegen, scheinen die Seychellois mit der Muttermilch aufgesogen zu haben, während sich die Europäer teilweise stillschweigend annerven.
Ich liebe dieses kleine Land, das soviel Weisheit und Klarheit ausstrahlt. Er fuhr uns bis zum Strand. Wir sind beide 59 er Jahrgang, ein Jahrtausendwein, wie wir feststellten. Er hieß Napoleon.

Der Strand war einmalig! Bodysurfen bis 30m, klares Wasser, schattige Plätze, Granitfelsen wie gemalt und eine paradiesische Stimmung. Diese schien auch die ganze Zeit nicht nachzulassen. Bei uns stellte sich ein Dauergrinsen ein und wir glaubten fast im Traum zu sein.

Am nächsten Tag wollten wir Schnorcheln gehen und haben uns einen scheinbar ruhigen Strand ausgeguckt, um den stürmischen Wellen zu entgehen. Wir hatten jedoch den falschen Bus genommen und landeten am Fähranleger. Dort klärte uns ein Taxifahrer auf, dass der Strand nicht gut ist und fuhr uns zu einem einsamen ruhigen Strand mit Riff und idealem Tauchgewässer. Er fragte noch, ob wir Verpflegung dabei haben, denn der Bus fährt nur alle zwei bis drei Stunden. Wir sahen dort zauberhafte bunte Fische. Am Nachmittag mussten wir tatsächlich lange warten und vertrieben uns die Zeit mit schönem Vorlesen.

La Digue

Am 09.02. ging es weiter auf die Insel La Digue. Bekannt für Fahrradfahren und die wunderschönsten Stränden. Wir hatten uns für unser Jubiläum eine wundervolle Herberge gebucht - die Villa Creole direkt am Meer. Wieder verliefen das Abholen und der Transfer perfekt und genau nach Plan. Erst mal ankommen, baden, vorlesen und grenzenlose Erfüllung der Liebe, der Erholung und des Seins.

Am ersten Abend holten wir uns günstiges Essen vom Take Away und Wein aus dem nahen kleinen Supermarkt. Das Essen haben wir dann mit friedlichen Hunden am Strand geteilt. Bei Kerzenschein und einstündigem Platzregen haben wir uns auf der Terrasse bei 27° gefreut. Hier kann man einfach alte Irritationen in Klarheit auflösen. Am nächsten Tag machten wir eine Fahrradtour quer über die Insel zur Grand Anse, am Gewürzgarten Jardin Du Roi und Schildkrötenpark vorbei. Um einen riesigen Granitfelsen herum, lag das Gehege der Tiere mit kleiner Mauer drum herum. Die bis über hundert Jahre alten Kolosse sahen etwas traurig aus, aber das war nur mein eigener Gedanke.

Grand AnseGrand Anse RiesenschildkröteRiesenschildkröte An Vanille-Pflanzen und Gewürz-Beeten vorbei, ging es kurzum zur Anse Source d´Argent. Auf der anderen Seite der Insel befinden sich kilometerlanger, feinsandiger Strand, kaum Menschen und herrliche Schnorchel-Bedingungen. Man geht weiter über einen kleinen Bergpfad durch Dschungel zur Petite Anse und noch weiter zur Anse de Cocos. Überwältigende Schönheit. Ein Strand schöner als der andere. Leider verloren wir uns ein wenig vom eigentlichen Pfad, landeten schlussendlich dann aber doch am richtigen Strand. Abenteuer muss auch mal sein. Am Anse Cocos, für uns der schönste Strand, gibt es auf der linken Seite eine ruhige Lagune voller bunter Fische.

Petite AnsePetite Anse Auf dem Rückweg bemerkte ich, dass ich meine Schwimmflossen liegen gelassen hatte. Da es jedoch bereits dunkel wurde, musste ich sie zurücklassen. Für den Abend hatten wir uns ein hauseigenes Menü bestellt. So ein wundervoll reichhaltiges, schönes und wohlschmeckendes Essen, hätten wir uns nicht träumen lassen. Yvette kocht wunderbar. Wir brauchten drei Tage lang nicht ins Restaurant, da wir die Reste einfach im Kühlschrank für später aufbewahren können.

DinnerDinner Die Nordumrundung der kleinen Insel durch den warmen Regen, bei Ebbe erschien uns nicht so spektakulär, aber das Vorlesen unter einem Felsen bei Dauerregen machte auch diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Mahé

Unsere letzte Etappe war Mahé. Am Fähranleger kam ein junger Reisebekannter auf mich zu und gab mir meine Schwimmflossen, die ich Tage zuvor verloren hatte. Ich war total gerührt und erfreut. Max und Helene gehörten von nun an in mein Buch, wo ich Begegnungen mit bemerkenswerten, guten Menschen festhalte.

Das Meer zeigte sich bei der Rückfahrt von La Digue über Praslin nach Mahé von gegensätzlicher Seite. Ruhig wie ein See lag es da und die Fähre jagte über den weichen Ozean. Delfine tauchten auf, fliegende Fische jagten an der Wasseroberfläche vorbei und eine Riesenschildkröte aalte sich in der Sonne. Alles schien für uns unter glücklichen Sternen zu stehen.

Mahé ist voller und touristischer als die anderen Inseln. Wir hatten uns aber etwas entfernt ein ruhiges Guesthouse ausgesucht und hatten auch dort dann wieder einen Schnorchel-Strand fast für uns alleine. In Divers Lodge bekamen wir, ohne Aufpreis, das teurere Obergeschoss-Appartement angeboten und das beste Frühstück zubereitet von zwei richtig lieben jungen Frauen aus Nepal.

Am 15.03. gab es einen Markt am Beau Vallon Strand mit leckerem Essen & Drinks - Curry in allen Variationen oder Tuna Pancakes, kreolische Cocktails mit Geschmack und Tiefgang. Traditionelle kreolische Musik mit Trommeln und Gesang wurde gespielt und ein plötzlicher Regenschauer, ließ die Menschen unter den kleinen Planen der Stände zusammenrücken. Als der Regen aufhörte, ging die Party weiter. Natürlich trafen wir das nette deutsche Pärchen wieder. Man fühlte sich sicher und fast schon heimisch. Wir glaubten bald, es gibt kein entspannteres Land, um mal den Alltag zu vergessen. Man sollte ihm absoluten Respekt zollen.

Christine und Klaus aus dem Paradies.
Bon voyage.

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