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Flitterwochen auf La Digue und Praslin

Im vierten Anlauf – Corona sei Dank – haben wir es Anfang Mai endlich in unsere Flitterwochen auf die Seychellen geschafft. Dabei hatten wir neben einem fleißig aufgetürmten Maß an Erschöpfung und über eine lange Anreise angesammelten Schlafmangel eine große Neugierde im Gepäck, ob die Realität der Seychellen den Bildern standhalten würde.

Dass die Seychellen etwas besonderer sind als andere Urlaubziele, haben wir dabei schon direkt nach unserer Landung erahnen können. Morgens um 6:50 Uhr, die Sonne gerade aufgegangen, stiegen wir aus dem Flugzeug – auf der einen Seite der Landebahn das Meer mit rotem Horizont, auf der anderen der Blick auf ein kleines Flughafengebäude und den dahinter heraufragenden Hang eines Berges (zumindest für norddeutsche Verhältnisse!), kaum berührt wirkend und mit Dschungel bewachsen. Von dort hatten wir bis zu unserem ersten Ziel auf La Digue noch ein paar Transfers zu bewältigen. Am Flughafen selbst ging alles fix und glatt, schnell noch die SIM-Karte abgeholt (kann man beim Beantragen der Einreisegenehmigung mitbuchen, Empfehlung dafür an dieser Stelle) und ab gings mit Kleinbus zum Fähranleger. Dort durften wir dann noch ein paar Stunden unsere etwas Seychellen-ungeeignete Reisekleidung beschwitzen, bevor die Fähre bei bestem Wetter und wenig Seegang erst nach Praslin und dann nach La Digue gefahren ist. Dabei haben wir schon verwundert zur Kenntnis genommen, wie wenig bebaut die Inseln vom Wasser aus wirken. Da findet sich nur hie und da ein Haus im Dschungel, große Anlagen oder gar Blöcke sucht man vergebens.

Auf La Digue angekommen merkten wir schon auf dem Weg zu unserer Unterkunft, wie klein und übersichtlich der Ort ist. Wir sind im Le Surmer untergekommen, einer Selbstversorgerunterkunft mit Frühstücksangebot, bestehend aus geschätzten zehn Bungalows im typischen lokalen Stil, eingebettet in eine sehr schöne Gartenanlage, die die Bungalows durch Pflanzen angenehm optisch voneinander trennt und Privatsphäre verschafft. Das innere unseres Bungalows war solider Standard – nicht gerade Luxus, aber sauber und gepflegt, gut funktionierende Klimaanlage im Schlafzimmer, Küche mit dem allermindesten, sauberes Bad (wenngleich hier am ehesten einmal renoviert werden dürfte). Dabei muss man sich mit der grundsätzlichen Präsenz von Insekten auf den Seychellen anfreunden, hier ist einfach generell mehr Leben überall, als wir es im totbetonierten Europa gewohnt sind. Das geht von den lästigen Mosquitos über die harmlosen, aber viel am Wegesrand in ihren Netzen hängenden und beeindruckend großen Spinnen (nichts für Arachnophobiker) über die omnipräsenten, sehr kleinen Ameisen. Tatsächlich bezweifle ich, dass es eine Unterkunft auf den Seychellen gibt, die völlig ameisenfrei ist – also die Keksdose lieber zu machen! Wir haben es als überhaupt nicht störend empfunden. Zur Unterkunft gehört obendrein ein kleiner Strandabschnitt mit eigenen Liegen. Dieser ist zwar im Seychellen-Strand-Ranking relativ weit unten anzusiedeln, aber im Vergleich zu normalen Strand-Standards immer noch sehr schön.

 
Strand des Le SurmerStrand des Le Surmer

Zudem die Lage: der Abschnitt ist am unteren Ende des La Digue-Stadt-Strandes „Anse Reunion“, somit kommt auch quasi nie jemand vorbeispaziert und wir hatten ihn die meiste Zeit, die wir dort verbrachten (unter einem großartigen, Schatten spendenden Baum liegend) für uns allein. Generell hat uns die Lage vom Le Surmer gut gefallen, es liegt am aus unserer Sicht schöneren, südlichen Teil des Anse Reunion. Ein bisschen außerhalb vom „Stadtkern“ (vielleicht eher Dorfkern), aber alles ist noch fußläufig zu erreichen, zumindest mit Fahrrad problemlos. Dafür ist man obendrein dem Anse Source d'Argent sehr nah.

Nachdem wir uns zwei Tage des reinen Faulenzens und der Akklimatisierung gegönnt haben, sind wir an Tag drei auch genau dorthin aufgebrochen, durchs L'Union Estate zum Anse Source d'Argent. Die Farm und den alten Friedhof fanden wir dabei mäßig spannend, den Monolithen durchaus beeindruckend, begeistert haben uns aber vor allem an seinem Fuße lebenden Aldabra-Schildkröten, die uns hier erstmalig begegneten. Auch der Spaziergang durch die Palmenhaine, die wirklich beeindruckend hoch werden und mit Kokosnüssen drohen, war allein schon landschaftlich sehr schön.

PalmenhainPalmenhain
Anse Source d'Argent, La DigueAnse Source d'Argent, La Digue

Der Anse Source d'Argent ist dann all das, was die Seychellen versprechen, und macht es schwer, nicht in schwülstige Strandromantik zu verfallen – es ist einfach wunderschön. Der Strand zieht sich zwischen den charakteristischen „Steinhaufen“ über mehrere kleine Unterabschnitte die Küste entlang und war unser erster Berührungspunkt auch mit der Tatsache, dass die Strände der Seychellen unglaublich naturbelassen sind. Bei allen, die wir gesehen haben, gab es niemals eine dahintergelegene Bebauung in erster Reihe, wenn überhaupt gefühlt erst in dritter – auf den Strandstreifen folgt immer ein natürlicher Grünstreifen, es gibt keine Strandliegen-Batterien und nur ab und zu kleine Verkaufsstände, die zusammengezimmert perfekt ins Bild passen. So auch hier, an einem der am stärksten bevölkerten Strände von denen, die wir auf den Seychellen gesehen haben. Aber auch hier galt: es sind trotz allem vergleichsweise wenige Menschen. Und: wer zu gehen bereit ist, findet, je weiter er den Strand entlangläuft, immer weniger Konkurrenz um seinen eigenen Palmenschatten.

Unter einem solchen haben wir dann einen wunderbar entspannten Tag verbracht, die Schönheit der Landschaft auf uns wirken lassen, uns gelegentlich gezwickt ob das alles echt ist und unserer europäisch-alpinaweißen Haut trotz literweise Sonnencreme LSF 50, Baden mit T-Shirt und Flucht in den Schatten doch direkt ein wenig zu viel zugemutet. In ähnlicher Form haben wir unseren Aufenthalt auf La Digue fortgesetzt, wechselweise am Hotelstrand liegend und Ausflüge machend. So sind wir zwei Tage später mit dem Fahrrad die - je weiter man nach Osten kommt - abschnittsweise deutlich „rauere“ Nordküste der Insel entlanggefahren. Hier merkt man das angreifende Meer und fühlt sich gelegentlich an eine Seychellen-Nordsee-Version erinnert.

La DigueLa Digue

Man findet aber im Nordwesten auch geschütztere und schöne Strände und gerade die winzige aber sehr schöne Bucht am Patatran Hotel ist uns in Erinnerung geblieben – ebenso wie das recht östlich im nirgendwo gelegene Chez Jules, bei dem wir eins der besten Abendessen überhaupt gegessen haben. Mit anschließendem Abenteuer auf der Rückfahrt: die Fahrräder auf La Digue sind nicht eben großzügig mit Lampen ausgestattet, die Straße in diesem Bereich noch viel weniger – da hieß es mit Handylampe in der Hand durch den Dschungel Fahrradfahren oder -schieben. Es sei vielleicht an dieser Stelle dazu angemerkt, dass wir uns dabei keineswegs unwohl gefühlt haben – wir haben uns insbesondere auf La Digue immer sehr wohl und sicher gefühlt, auf dem etwas größeren Praslin nur ein bisschen weniger.

Nach dem folgenden Entspannungstag am Hotelstrand haben wir uns noch das Sonnenuntergangsdinner auf dem Berg im „Belle Vue“ gegönnt, absolute Empfehlung sowohl wegen des Essens als auch wegen des Ausblicks.

SundownerSundowner

Als nächstes haben wir uns wieder auf die Fahrräder geschwungen, um die drei großen Strände an der Südostküste der Insel zu erkunden – Grand Anse, Petite Anse & Anse Cocos. Dabei führt der Weg einmal schön durch das grüne Innere der Insel auf deren andere Seite, wo wir am „Grand Anse“ unser Fahrrad geparkt haben.

Petite Anse, La DiguePetite Anse, La Digue
Grand Anse auf La DigueGrand Anse auf La Digue

Die Strände auf dieser Seite zeichnen sich alle drei dadurch aus, dass sie viel größer sind, als die kleineren Strände der anderen Inselseiten. Schwimmen ist gefährlich und Schatten rar, da die Vegetation etwas zurückgesetzter und weniger üppig ist. Das führt dazu, dass diese wunderschönen, weitläufigen Strände bei unserem Besuch weitgehend leer waren und wir sie nur mit jeweils gefühlt drei bis vier anderen Leuten oder niemandem teilen mussten. Dies gilt vor allem für die ersten beiden genannten Strände, etwas weniger für den Anse Cocos . Man läuft dann vom „Grand Anse“ über einen Trampelpfad durch den Dschungel mit sehr überschaubaren Klettereinlagen erst zum „Petit Anse“ und dann zuletzt zum Anse Cocos. An letzterem ist dann ein wenig mehr los, da sich hier auch ein paar Palmen finden und bei unserem Besuch eine kleine Hütte am Strand mittags ein tolles Barbecue zu fairem Preis und auch Smoothies angeboten hat.

Anse Cocos, La DigueAnse Cocos, La Digue

Vor allem aber gibt es am Anse Cocos am nördlichen Ende eine von großen Felsen geschützte kleine Badebucht, in der das Schwimmen sicher und ein kleines Erlebnis für sich ist. Hier haben wir den ganzen Tag verbracht, bis die Flut den Strand fast vollständig verschluckt hatte. Als abschließendes kleines Abenteuer wollten wir am Ende unseres Aufenthalts auf La Digue noch den am Südzipfel der Insel versteckten „Anse Marron“ erwandern. Hier wird man überall gewarnt, einen Guide zu buchen, da der Weg schwer und nicht ungefährlich sei. Aus der Erfahrung mit ähnlichen Situationen heraus, in denen wir uns an anderer Stelle geärgert haben, uns für einen problemlos allein bewältigbaren Weg an eine Gruppe gekettet zu haben, haben wir beschlossen, es allein zu probieren. Tatsache ist: hier wäre der Guide sinnvoll gewesen. Wir sind wieder vom „Grand Anse“ gestartet, nur diesmal in Richtung Süden, schlussendlich aber einen Strand vor dem Ziel gescheitert.

Hier muss man einen der charakteristischen Felshaufen erklimmen – der Weg ist schwer zu finden und ohne Hilfestellung nur riskant bewältigbar (wir haben aus Distanz noch eine geführte Gruppe die Stelle passieren stehen). Also hier die Empfehlung: In den sauren Apfel beißen und sich einen Guide suchen.

Damit endete leider unser Aufenthalt auf dieser wunderschönen kleinen Insel nach einer Woche auch schon und wir sind zu unserer zweiten Woche nach Praslin übergesetzt. Dort fällt einem bei Ankunft direkt auf, dass die Insel gleich etwas geschäftiger wirkt als La Digue – plötzlich wieder Straßen, Autos, mehr Menschen, alles wirkt besiedelter. Und dann einmal vom Fähranleger auf die andere Seite der Insel, ins Bliss Hotel Praslin, der planmäßig schöneren unserer beiden Unterkünfte, in der wir mehr Zeit an Pool und Strand verbringen wollten.

Bliss Hotel PraslinBliss Hotel Praslin
 

So war es dann auch – die Hotelanlage ist sehr modern und gepflegt, das Zimmer war sehr schön und das Personal war sehr gut und hat jegliche „Problemchen“ direkt aus der Welt geschafft. Ein kleiner Abzug war dann für uns nach der verwöhnten ersten Woche mit wunderschönem eigenem Strand der direkt vor dem Hotel gelegene, zu dieser Jahreszeit aber leider von angetriebenen Algen bedeckte „Grand Anse“ Strand. Die Algen sind ein Problem, dessen wir uns im Voraus durchaus bewusst waren und das wohl weite Teile der Westküste von Praslin betrifft. Wir haben hier auch sehr viele arme Menschen mit Schubkarren gesehen, die offenbar versuchen, die Strände halbwegs freizuhalten. Abgesehen vom rein optischen Aspekt brüten aber in den Algen auch kleine Sandfliegen, die durchaus nicht nur am Strand bleiben und tagaktiv sind – wir haben hier auch tags die meiste Zeit in DEET gebadet, um nicht gefressen zu werden. Aber nachdem wir das am ersten Tag „herausgefunden“ hatten und uns darauf eingestellt haben, war das Problem auch vom Tisch. Aber entsprechend die dringende Empfehlung, sich mit ausreichend Insektenspray auszustatten! Ein Bonus für uns als Tierfreunde waren zudem die hoteleigenen Riesenschildkröten sowie auch die auf dem Hotelgelände ansässigen Katzen.

Hier haben wir dann sehr schöne, entspannte Tage verbracht und noch drei Tagesausflüge unternommen. So sind wir einen Tag zum an der Nordseite der Insel gelegenen, berühmten Anse Lazio gefahren. Da dieser mit dem Auto oder Bus nur von der Ostseite direkt erreichbar ist, wäre das für uns eine Fahrt um die komplette Insel gewesen – wir haben uns für die Alternative entschieden und sind mit den öffentlichen Buslinien zu deren Endhaltestelle am „Mont Plaisir“ gefahren und von dort das Stück zum Anse Lazio gewandert. Die Busfahrt allein ist ein kleines, lohnendes Abenteuer für sich, die Wanderung ebenfalls schön, mit toller Aussicht herunter auf die Buchten und durch den Dschungel.

Anse Lazio, PraslinAnse Lazio, Praslin
Anse Lazio, PraslinAnse Lazio, Praslin

Es geht meist über Asphalt, teilweise etwas über Stock und Stein, aber der Weg ist entspannt bewältigbar. Der Strand selbst ist dann ein deutliches Stück bevölkerter als alles, was wir von La Digue gewohnt waren, aber auch – das Wort überstrapaziert sich auf den Seychellen leider sehr schnell – wunderschön und einen Besuch wert. Hier hat das Schwimmen besonders Spaß gemacht, da das Meer sehr stark in der Intensität schwankt, in der es in die Bucht drückt. Im einen Moment sind fast keine Wellen, im nächsten Moment wird man von einer Welle umgehauen, die größer ist als man selbst. Das macht Spaß, erwischt einen aber selbst, nachdem man es weiß, immer mal wieder unvorbereitet. Und manche von den größeren Wellen sind tatsächlich nicht ganz ohne, eine gewisse Vorsicht ist angebracht, um nicht mit dem Gesicht im Sand zu bremsen. In dem Zuge betreibt das Meer hier einen großen Sonnenbrillentauschhandel – allein an dem Tag, den wir hier waren, haben wir fünfmal mitbekommen, dass jemand in einer Welle seine Sonnenbrille verloren hat. Gleichzeitig werden permanent überall am Strand Sonnenbrillen gefunden und deren Besitzer gesucht und oft genug gefunden. Mein Tipp: beim Baden besser absetzen!

Auch ein Besuch im Vallée de Mai, einem Naturschutzgebiet im Zentrum der Insel, ist bei einem Praslin-Besuch obligatorisch. Es ist den Ausflug auch Wert: einmal diese wirklich etwas absonderliche, nur auf den Seychellen vorkommende Palme mit ihren gigantischen Kokosnüssen betrachten. Wir hatten darüber hinaus einen sehr netten und unterhaltsamen Guide, der das Ganze zu einer runden Sache gemacht hat. Das abschließende Highlight für uns war dann aber eine Tagesausflug mit dem Boot. Wir sind zuerst zur Mini-Insel St. Pierre gefahren, haben dort geschnorchelt, was bei der Fischwelt der Seychellen wirklich ein Erlebnis ist. Die Korallen sind leider in den letzten Jahren wegen der großen Hitze und des zu warmen Wassers weitgehend tot und werden gerade erst wieder künstlich neu herangezogen. Von dort ging es weiter zur Insel Curieuse, auf der es eine Zucht- und Schutzstation für die Riesenschildkröten gibt. Hier haben wir auch mal Babyschildkröten zu Gesicht bekommen.

CurieuseCurieuse

Außerdem gab es hier ein Mittags-Barbecue. Nachmittags sind wir dann auf einen Kurzbesuch an den auch sehr schönen, kleinen Anse Georgette im Norden von Praslin gefahren um danach abschließend am „Anse Lazio“ nochmals zu schnorcheln. Ein Ausflug, den ich so jedem nur empfehlen kann.

Anse Georgette, PraslinAnse Georgette, Praslin
SchnorchelnSchnorcheln

Und dann hieß es leider auch schon wieder Abschied nehmen von diesem schönen kleinen Paradies, das die Seychellen sind und hoffentlich noch lange bleiben. Auf der Rückfahrt mit der Fähre von Praslin nach Mahe haben wir uns dann nochmal sehr glücklich geschätzt, dass SeyVillas uns zu Oberdeck-Tickets geraten hat, denn diesmal war doch starker Seegang. Mit ein paar Reisetabletten und dem Blick zum Horizont haben wir aber auch das unfallfrei überstanden – aber auf einem Schiff selten so viele gequälte Blicke um uns herum gesehen.

Nun haben wir von Mahe und vielen anderen Inseln leider gar nichts gesehen und insbesondere La Digue waren wir noch lange nicht satt – wenn wir können, kommen wir wieder!
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